Lesetraining gleich Rechtschreibtraining?

Verschiedene Konzepte und Methoden
zum Schreiben- und Lesenlernen

1. Ursprünge der lautgetreuen Lese-Rechtschreibförderung
2. Die Stufen des Leselernprozess
und Vergleich der Leselernmethoden

3. Verschiedene Leselernkonzepte
3.1. Kieler Leseaufbau und Rechtschreibaufbau
3.2. Marburger Lese- Rechtschreibtraining
3.3. Lesen und Rechtschreiben lernen nach dem IntraActPlus-Konzept
3.4. Anlauttabelle als Hilfe zum Lesen- und Schreibenlernen
4. Der Unterschied beim Lesen- und Schreibenlernen
4.1. lautgetreues Schreiben
4.2. lautgetreues Lesen
4.3. Zusammenfassung der lautgetreuen Lese-Rechtschreibförderung mit Wörterliste

1. Ursprünge des lautgetreuen
Lese-Rechtschreibtrainings

Das lautgetreue Lese-Rechtschreibtraining basiert auf den wesentlich älteren Konzepten wie z.B. des Kieler Leseaufbaus, bzw. Kieler Lese- und Rechtschreibaufbau sowie des Marburger Lesetrainings, bzw. Marburger Lese- Rechtschreibtrainings. Diese wurden entwickelt, um legasthene Kinder beim Lesen- und Schreibenlernen besser unterstützen zu können, damit diese sich nicht nur mündlich, sondern auch schriftlich mitteilen können. Erst wenn die Basisfertigkeit der Laut/Buchstabenzuordnung beherrscht wird, können Rechtschreibregeln erlernt werden. Dies gilt nicht nur für Legastheniker, sondern ist die Grundlage für den Schriftsprachenerwerb.

2. Die Stufen des Leselernprozesses
und Vergleich der Leselernmethoden

Der Leselernprozess beginnt früher und dauert länger als man allgemein annimmt. Nachfolgend die einzelnen Stufen des Leselernprozesses:
2.1. Zeichen erkennen können
2.2. Schreiben- und Lesenlernen
2.3. Was ist Lesen?
2.4. Die einzelnen Stufen des Leselernprozesses
2.5. Vergleich der Leselernmethoden
2.6. Lesegeschwindigkeit (Rücksprünge vermeiden)
2.7. Einfache Schriftsprache für Leseanfänger


2.1. Zeichen erkennen können

Zum Lesenlernen gehört nicht nur das Lesen von Buchstaben, sondern auch das Verstehen von Bildern und Signalen. Die Kinder lernen in ihrer Umwelt Zeichen kennen, die ihnen etwas sagen.
Der Leselernprozess gliedert sich in die folgenden Stufen:
– Situationslesen (die Mutter deckt den Tisch -> bald gibt es etwas zu essen)
– Bilderlesen (Fotos, Zeichnungen)
– Bildzeichenlesen (Verkehrszeichen, Toilettenzeichen)
– Signalwortlesen (Namensschilder, Firmenlogos)
– Ganzwortlesen (Namen, Mama, Papa, Lebensmittel)
– Schriftlesen
Der Leselernprozess muss auf jeder Stufe als eigenständig gesehen werden, da zum Lesenlernen das Beherrschen der einzelnen Stufen Voraussetzung sind.


2.2. Schreiben- und Lesenlernen

An Anfang unterscheiden sich der Leselernprozess vom Schreiblernprozess nur wenig. In beiden Fällen muss man die Grundlage (Buchstaben) lernen. Hier ein vereinfachtes Modell:
A) Logographische Phase
Wiedererkennen von Zeichen und Schriftzügen
B) Alphabetische Phase
Schreiblernprozess: Zuordnung von Lauten zu Buchstaben
Leselernprozess: Zuordnung von Buchstaben zu Lauten
C) Anwendungsphase
Schreiblernprozess: Orthographische Phase
Leselernprozess: Textverständnis


2.3. Was ist Lesen?

Lesen ist ein Prozess, schriftliche Informationen aufzunehmen und zu verstehen.
Wie funktioniert Lesen?
Schriftliche Informationen können wir nur verstehen, wenn uns die Schrift(zeichen) bekannt ist/sind.
Die Kenntnis der Zeichen allein genügt nicht, der Leser muss sich auch an die vereinbarte Schriftrichtung halten.
Lesen ist mehr als das Entschlüsseln von Zeichen, mehr als Aneinanderreihen von Buchstaben in der richtigen Reihenfolge. Es muss auch die Bedeutung der Wörter klar sein. Erst durch das Verstehen wird lesen.
Lesen bedeutet nicht nur, schriftliche Zeichen wahrzunehmen und Lauten zuzuordnen, Synthese durchzuführen und Sinn zu entnehmen. Beim Lesen werden Hypothesen gebildet, getestet und korrigiert.

2.4. Die einzelnen Stufen des Leselernprozesses
A) Lese-Basis: Hören + Sehen + Fühlen
Hier werden die notwendigen Fertigkeiten für das Lesen erworben. Das sind einerseits die phonetische Bewusstheit, d.h. das Kind muss Laute erkennen und differenzieren können.
Dies können Kinder im Vorschulalter erlernen (z.B. Silben klatschen, Reimwörter finden, was fängt alles mit dem gleichen Buchstaben an?). Oft lernen Kinder in dieser Stufe auch das Verständnis für die Schrift (Laut-Buchstaben-Beziehung).
Haben sie diese Basis in der Vorschulzeit nicht erlernt, fällt es den Kindern in der Schule schwer zu folgen, denn im Unterricht wird Stufe 1, gleichzeitig mit
B) Lese-Techniken : Laut + Buchstabe = Wort
erarbeitet. Das Zusammenschleifen der einzelnen Buchstaben zu einem Wort und die anschließende Worterkennung kann nur erfolgen, wenn die Basis beherrscht wird.
C) Lese-Sicherheit: Vom Wort zum Text/Satz
Die Schüler vertiefen nun das Lesen. Jetzt benötigen sie Lesetexte, die sie verstehen und die ihnen Spaß machen, denn Lesen lernt man nur durchs Lesen. Aber was nutzten immer kürzere Texte, wenn sie nicht einfacher geschrieben sind? Das zuordnen können von Buchstaben zu Lauten, ist nicht gleichzusetzen mit dem Erkennen von Buchstabenkombinationen (ie, ei, ch, sch, …) und deren Aussprache. Nur wer versteht, was er liest, liest mehr!
D) Lese-Verständnis: Texte machen Sinn
Wenn sich Kinder bis zu dieser Stufe vorgearbeitet haben, ohne dass sie vorher verstanden haben, was sie gelesen haben – mein Respekt! Viele Kinder bleiben aber auf der Strecke, wenn ihnen in der 3. Stufe zu schwere Lesetexte angeboten wurden.
E) Lese-Reflexion: Text und Kontext
In dieser Stufe können Schüler Inhalt zusammenfassen und Informationen aus dem Lesetext ziehen. Jetzt entwickelt sich die Lesekompetenz. Die Schüler beginnen sich mit Freunden über gelesene Bücher zu unterhalten.

2.5. Vergleich der Leselernmethoden
Alle Leselernmethoden basieren auf folgenden theoretischen Ansätzen:

2.5.1. Synthetische Leselernmethode
Ein wichtiges Hilfsmittel hierzu ist die Anlauttabelle (Buchstabentabelle). Das synthetische Leselernverfahren geht davon aus, dass unsere Schrift eine Lautschrift ist. Daher muss am Anfand des Lesenlernens die Einführung der Buchstaben und ihre Zuordnung zu den Lauten stehen. Hier sollten anfänglich nur lautreine Wörter benützt werden, da die Kinder anfänglich noch Buchstabe für Buchstabe einzeln lesen und zusammenschleifen.
Erst wenn sie die Normallaute alle gut beherrschen, sollten Stellungslaute / Buchstabenkombinationen wie (ie, ei, sch, ch, …) eingeführt werden.
(Lautiermethode und Schreiblesen = „Lesen durch Schreiben“)
Beim Lesen durch Schreiben lernt man Lesen nicht durch Leseübungen sondern durchs selber Schreiben. Hierzu müssen Schüler Wörter in deren Lautabfolge zerlegen können. Wer dieses Lautieren und die dazugehörigen Buchstaben zu schreiben schafft, lernt Lesen ganz von alleine. Bis zur Einführung der Rechtschreibregeln schreiben die Kinder alles noch phonetisch/lautgetreu, d.h. so wie man es spricht.

2.5.2. Analytische Leselernmethode
Besser bekannt als Ganzwortmethode. Das Lesen beginnt mit dem Erkennen von Wörtern, oft ohne dass die Buchstaben bekannt sind. Dies mag bei den häufigen und kurzen Funktionswörtern (der, ein, und, …) Sinn machen. Die 100 häufigsten Funktionswörter machen 25% einer Sprache aus. Weitet man es auf die 75 meist verwendeten Wörter aus, dann sind dies bereits die Hälfte eines Normaltextes (laut Klett – Grundwortschatz). Das Wortbild dieser Wörter lässt sich aufgrund ihrer Kürze und Häufigkeit leicht merken.

2.5.3. Analytisch-synthetische Methode
Die Analytisch-synthetische Methode beginnt ebenfalls mit ganzen Wörtern. Diese werden auch in ihre einzelnen Elemente zerlegt. Hier werden Synthese und Analyse gleichzeitig eingeführt.

2.5.4. Zusammenfassung der Leselernmethoden
Es gibt sehr unterschiedliche Methoden Schülern Lesen beizubringen. Daran sieht man, dass sich die Fachwelt nicht einig ist, welche nun die richtige Methode sei.
A) Aufbauende Methode:
Den Kindern werden erst die Einzelteile in Form von Lauten, Buchstaben, Silben usw. beigebracht und daraus werden dann Silben und Wörter aufgebaut.
B) Methoden mit Selbsterkennung (Ganzwortmethode):
Lernen durch Versuch und Irrtum: Den Kindern werden ganze Wörter vorgelegt und sie müssen selbst dahinter kommen, wie das mit den einzelnen Lauten funktioniert Die Schüler müssen zum Teil raten, welches neue Wort / welcher neue Buchstabe das sein könnte. C) Variable, Kindgerechte Leselernmethode:
Bei den meisten Leselernmethoden werden den Schüler Laute, Lautsynthese und Buchstabensymbole zeitgleich vorgelegt.

Motivation mit kleinen Schritten und ständigen Erfolgen. Das neue Lernziel ist immer in Sichtweite (Stufenmethode). Anstelle von Frustration durch mangelnde Erfolge, da das Lernziel ungreifbar erscheint (alles auf einmal).
An dieser Stelle muss ich darauf hinweisen, dass Kinder mit großen Wahrnehmungsdefiziten und Lernproblemen in die Hände von Fachleuten (Logopäden, Ergotherapeuten, Heilpädagogen, usw. gehören.)


2.6. Lesegeschwindigkeit (Rücksprünge vermeiden)

Informationen, die man in sehr kurzen Zeitintervallen empfängt, werden vom Gehirn zusammengefasst; alle paar Sekunden öffnet es ein neues „Zeitfenster“ für die Informationsverarbeitung: z.B. die Bilder in einem Film scheinen sich zu bewegen. Die Einzelbilder werden zu einem großen Ganzen zusammengefügt.

Ähnlich funktioniert es beim Lesen, daher ist eine bestimmte Lesegeschwindigkeit notwendig, um die aufgenommenen Buchstaben/Wörter und deren Inhalt zu verstehen. Rücksprünge verlangsamen jedoch den Leselernprozess. Sie werden durch fehlende Buchstaben- und Wortkenntnis (was zu fehlendem Textverständnis führt) hervorgerufen. Hier ein Klassiker als Beispiel, wie Schüler am Anfang lesen: D D-r Dr-e Dre-i -> Dr-Ei Drei k k-l kle-i -> kl-Ei klei klei-n klein-e S-c Sc-H -> Sch Sch-w Schw-e Schwe-i -> Sch-w-ei Schwei Schwei-n Schwein-c Schweinc-H -> Schwein-ch Schweinch Schweinch-e Schweinchen. Wie fing der Satz an? Im Original heißt diese Geschichte für Leseanfänger: Three little pigs. Hier gibt es keine Buchstabenkombinationen, die zu Rücksprüngen führen, wobei in „Schweinchen“ gleich 3 davon vorkommen. Warum wird das Wort nicht mit Ferkel übersetzt???


2.7. Einfache Schriftsprache für Leseanfänger

Zum Lesenlernen gehören Leseschwierigkeiten, aber muss man es den Anfängern unnötig schwer machen? Der deutsche Wortschatz ist groß genug um den Kindern am Anfang Geschichten nur mit lautgetreuen Wörtern, die buchstabengetreu ausgesprochen werden anzubieten. Aus diesem Grund wurde die folgende Lesereihe entwickelt:

SELBER LESEN:
Die Reihe für Leseanfänger als Hefte.
Geschichten und Texte von Birgit Sommer

Lesehefte mit Lesetexen zum ersten Lesen.
Weitere Hefte sind in Vorbereitung.
-> Tipp für Büchereien

3. Verschiedene Leselernkonzepte


3.1. Kieler Leseaufbau und Rechtschreibaufbau
3.2. Marburger Lese- Rechtschreibtraining
3.3. Lesen und Rechtschreiben lernen nach dem IntraActPlus-Konzept
3.4. Anlauttabelle als Hilfe zum Lesen- und Schreibenlernen

3.1. Kieler Leseaufbau und Rechtschreibaufbau

Der Kieler Leseaufbau besteht aus mehreren Stufen und arbeitet mit einem begrenzten Wortschatz, der den Kindern Sicherheit gibt und zu Erfolgserlebnissen führt.
Der Kieler Leseaufbau hat das Ziel, dass die Kinder lernen, lauttreu zu lesen und zu schreiben- die Basis für späteres Rechtschreiben. Alle Buchstaben werden einzeln eingeführt und mit vielen Übungen optisch und akustisch gesichert. Zu Beginn werden Konsonantenverbindungen (vor allem drei oder mehre aufeinanderfolgende Konsonanten) vermieden werden: Ausnahme „sch“, dieses wird auch im Kieler Leseaufbau als Laut eingeführt.
Die 3 Schwierigkeitsstufen des Kieler Leseaufbaus:
– Stufe I: leicht hörbare Laute (lange Vokale, dehnbare Konsonanten)
– Stufe II: nicht dehnbare Konsonanten (Verschlusslaute)
– Stufe III: alle übrigen Laute, vor allem solche die durch zwei oder mehrere Buchstaben repräsentiert werden.
In diesen Schwierigkeitsstufen wird das Problem der Dehnung und Dopplung nicht berücksichtigt.

3.2. Marburger Lese- Rechtschreibtraining

Die einzelnen Kapitel des Trainings bauen aufeinander auf. Beginnend mit der Einführung der Selbstlaute wird die Unterscheidung von lang und kurz gesprochenem Selbstlaut im Wortstamm geübt:
Selbstlaute erkennen
Unterscheidung von lang und kurz gesprochenen Selbstlauten
Mitlaute erkennen
Unterscheidung von Selbst- und Mitlauten
Verschriftlichung der Mitlaute nach lang und kurz gesprochenem Selbstlaut
Hauptwörter erkennen
Groß- und Kleinschreibung
Wortstamm erkennen
Verschriftlichung von Wortstämmen
Verschriftlichung von Wortendungen
Verschriftlichung der Mitlaute nach lang und kurz gesprochenem Selbstlaut in zusammengesetzten Hauptwörtern
Verschriftlichung von Wortendungen in zusammengesetzten Hauptwörtern
Verschriftlichung der Mitlaute nach lang und kurz gesprochenen Umlauten
Vorsilben erkennen
Tuwörter erkennen
Verschriftlichung von Endungen in Tuwörtern
Verschriftlichung der Mitlaute nach lang und kurz gesprochenem Selbstlaut in Tuwörtern
Stumme-h erkennen
Verschriftlichung des stummen-h
Wiewörter erkennen
Verschriftlichung der Mitlaute nach lang und kurz gesprochenem Selbstlaut in Wiewörtern
Verschriftlichung der Ausnahmen von der Stumme-h-Regel bei verschiedenen Wortarten
Erkennen des lang gesprochenen Selbstlautes i
Erkennen des Dehnungs-e
Verschriftlichung des lang gesprochenen i mit Dehnungs-e
Selbstlaute-trennende-h bei Hauptwörtern und Tuwörtern erkennen
Erkennen und Verschriftlichung von Mitlauten bei Selbstlautpaaren
Ableitung zu gleichklingenden Umlauten bei Hauptwörtern, bei Tuwörtern und bei Wiewörtern
Ableitung zur Auslautverhärtung bei Hauptwörtern, bei Tuwörtern und bei Wiewörtern

3.3.Lesen und Rechtschreiben lernen
nach dem IntraActPlus-Konzept

Die PISA-Studien haben Schwierigkeiten im Lesen und Schreiben bei deutschen Schülern offenbart. Die auf dem IntraActPlus-Konzept basierenden Lernmaterialien bieten eine umfassende Lösung: Der Ansatz berücksichtigt in hohem Maße wissenschaftliche Arbeiten, die als Meilensteine“ in der psychologischen Forschung gelten und ist auf biologisch angemessenes Lernen ausgerichtet. Das Lernmaterial ist im Vergleich zu anderen einfacher, verzichtet auf unnötige Aufgaben und störende Reize, betont den Aspekt der Wiederholung und produziert weniger Fehler. Ein umfangreiches Schulprojekt in Hamburg und Schleswig-Holstein hat gezeigt: Mit den von Fritz Jansen und Kollegen entwickelten Materialien lernen Kinder etwa doppelt so schnell wie mit gängigen Lernmethoden, sind aufmerksamer und motivierter. Sie lernen leichter alleine (Hausaufgaben) und miteinander (Gruppenarbeit). Die Vorteile zeigen sich bei normal- und hochbegabten Kindern der 1. und 2. Grundschulklasse, bei lernschwachen und Kindern mit Migrationshintergrund sowie in der Frühförderung. Kindergärtner, Lehrer, Eltern und Therapeuten profitieren gleichermaßen von diesem Materialpaket!

3.4. Anlauttabelle als Hilfe zum Lesen- und Schreibenlernen

Für den lautgetreuen Lese- Rechtschreibaufbau ist eine gut eingeführte Anlauttabelle ein sehr gutes Hilfsmittel. Damit lassen sich fast mühelos Wörter lautgetreu schreiben. Da es auch in der deutschen Sprache keine eindeutige Laut (Phonem) / Buchstabe (Graphem) – Zuordnung gibt, fällt es den Leseanfängern sehr schwer mit Hilfe der Anlauttabelle einen normalen Text, wie auch einen lautgetreuen (Diktat)Text zu entziffern. Um auch den Leseanfängern beim lautgetreuen Lese- Rechtschreibtraining gerecht zu werden, braucht man für diese spezielle lautgetreue Geschichten, die nicht nur lautgetreu, sondern buchstabengetreu gelesen werden.

4. Der Unterschied vom Lesen- und Schreibenlernen

Besonders deutlich wird dies bei der lautgetreuen Lese-Rechtschreibförderung. Beim lautgetreuen Schreibens wird dem Phänomen, dass einige Buchstaben in Kombination anders ausgesprochen werden Rechnung getragen und ein Schreibanfänger darf alle Wörter lautgetreu schreiben (z.B. „AIN FROIND“), während ein Leseanfänger sich auch bei sogenannten lautgetreuen Diktat- und Lesetexten mit „EIN FREUND“ abmühen muss.

4.1. Lautgetreues Schreiben

Da sich die Methode des lautgetreuen Lese- Rechtschreibtrainings bei Kindern mit Legasthenie bewährt hat, wurde das System der lautgetreuen Schreibung für alle Erstklässer eingeführt. Orthographische Besonderheiten, wie z.B. „ei“ anstelle von „ai“ oder „scht-/schp- „anstelle von „st-/sp-„ finden weder beim Kieler Leseaufbau, noch beim Marburger Lesetraining oder anderen mir bekannten Leselernmethoden Berücksichtigung.

Bevor Kinder Wörter lautgetreu schreiben können, müssen sie Einzellaute, aus denen ein Wort besteht, heraushören. Besonders schwierig gestalten sich beim Schreiben lernen Konsonantenkombinationen, wie „pf“, „ng“, die hingegen beim Lesen lernen kaum Probleme bereiten.

Wörter mit eindeutiger Laut/Buchstabenzuordnung sind
Wörter mit nur 2 Lauten pro Silbe: Ma-ma, Pa-pa, Schu-le, Ei-che
Wörter mit nicht eindeutiger Laut/Buchstabenzuordnung
haben mehr als 2 Laute pro Wort/Silbe: Boot, Ring

Lautgetreue Wörter zum Schreibenlernen weichen von einfachen Wörtern zum Lesenlernen ab, da man beim Schreiben einem Laut einen bestimmten Buchstaben, bzw. eine ganze Buchstabenkombination (z.B. „sch“) zuordnen muss, beim Lesen ist dies genau umgekehrt.

4.2. Lautgetreues Lesen

4.2.1 Was ist lautgetreues Lesen?

Wie kann man den Leselernaufbau vereinfachen? Sicher nicht, indem man die Wörter jetzt wie ein Schreibanfänger lautgetreu niederschreibt und zum lautgetreuem Lesen anbietet, sondern indem sich ein Autor Zeit nimmt und Lesetexte verfasst, die buchstabengetreu gelesen werden. Das heißt man verwendet nur Wörter, bei denen man Buchstabe an Buchstabe lesen kann ohne dass sich durch eine Kombination ein neuer Laut ergeben würde.

4.2.2 Lautgetreues Lesen mit buchstabengetreuen Wörtern

Was heißt das im Klartext? Man bietet Leseanfängern lautgetreue Lesetexte an, die buchstabengetreu gelesen werden, also nur mit Wörtern
– ohne folgende Vokalverbindungen: ei, eu, ie
– ohne folgende Konsonantenverbindungen: ch, sch, st-/sp-,
– ohne folgende Dehnungen: ah, eh, ie, ieh, oh, uh

Wörter mit eindeutiger Buchstaben/Lautzuordnung:
Ma-ma, Pa-pa, Boot, Ring
Wörter mit nicht eindeutiger Buchstaben/Lautzuordnung
haben mindestens eine Buchstabenkombination, die eine Lautwertveränderung einer oder mehrerer Buchstaben bei der Aussprache zur Folge haben: Schu-le, Ei-che

Buchstabengetreue Wörter zum Lesenlernen weichen von lautgetreuen Wörtern zum Schreibenlernen ab, da man beim Lesen einem bestimmten Buchstaben / einer bestimmten Buchstabenkombination einen Laut zuordnen muss, beim Schreiben ist dies genau umgekehrt.

4.2.3 Lernwörter beim Schreiben, stellen beim Lesenlernen oft keine Probleme

Wörter, die beim lautgetreuen Schreiben vermieden werden, können beim lautgetreuen Lesen oft verwendet werden. Zwei aufeinander folgende gleiche Buchstaben sind beim Lesen lernen kein besonderes Problem (diese Wörter werden buchstabengetreu ausgesprochen, z.B. See – „e“ beleibt „e“), weshalb dies beim lautgetreuen Schreiben berücksichtigt wird, jedoch bei buchstabengetreuen Texten zum Lesenlernen keine Berücksichtigung findet.

-> Ein Problem beim Lesenlernen: Die Phonetik

4.2.4 Auch Umlaute sind schwer zu lesen

Da Umlaute auch oft von Leseanfängern leicht übersehen werden, kommt Birgit Sommer bei ihren Geschichten auch ohne Umlaute aus. Um für die buchstabengetreuen Geschichten eine Auswahl an genügend lautgetreuen Wörtern, die buchstabengetreue gelesen werden zu haben, hat sich Birgit Sommer eine Liste mit entsprechenden lautgetreuen Wörtern zusammengestellt.

4.3. Zusammenfassung der lautgetreuen Lese-Rechtschreibförderung


Das lautgetreue Lese-Rechtschreibtraining ist ein gutes Hilfsmittel um den Lese-Schreiblernprozess zu vereinfachen. Die von Birgit Sommer geschriebenen Geschichten können unabhängig von der Lesefibel und zur Unterstützung vieler Leselernmethoden, wie z.B. des Kieler Leseaufbaus oder des Marburger Lesetrainings genutzt werden. Unter folgendem Link können Sie sich an einem Beispiel davon überzeugen, dass es Birgit Sommer gelungen ist, nur unter Verwendung von lautgetreuen Wörtern, die buchstabengetreu gelesen werden, Geschichten zu schreiben, damit Leseanfänger und leseschwache Kinder davon profitieren können und nicht mit zu schwierigen Lesetexten für Erstleser (Kinder die bereits lesen können) überfordert werden.

-> Leseprobe

Schneller flüssig lesen lernen mit verschiedenen Methoden

und Konzepten zum Lesen- und Schreibenlernen.

Zum Weiterlesen, eine Gegenüberstellung anhand einer Liste mit lautgetreuen Wörtern:
-> Liste mit lautgetreuen Wörtern

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Über Birgit Sommer

Jeder Leseanfänger steht einmal auf der Schwelle zwischen Buchstaben kennen und Lesen können, daher brauchen sie auch einfachere Geschichten zum flüssig Lesen lernen. Gerne gebe ich auch Lesungen oder Seminare. Viele Grüße, Birgit Sommer (Autorin für Leseanfänger und leseschwache Kinder)
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