Die Leselernmethoden

LeselernprozessLeselernmethodenLeseanfängerlautgetreues Lesen

Alle Leselernmethoden basieren auf folgenden theoretischen Ansätzen:


Dr. Rudolf Härtel (Sankt Michaelsbund BA) Dr. Rudolf Härtel (Sankt Michaelsbund BA)

Foto: Dr. Rudolf Härtel (Sankt Michaelsbund BA)

1. Synthetische Leselernmethode
Ein wichtiges Hilfsmittel hierzu ist die Anlauttabelle (Buchstabentabelle). Das synthetische Leselernverfahren geht davon aus, dass unsere Schrift eine Lautschrift ist. Daher muss am Anfang des Lesen Lernens die Einführung der Buchstaben und ihre Zuordnung zu den Lauten stehen. Hier sollten anfänglich nur lautreine Wörter benützt werden, da die Kinder anfänglich noch Buchstabe für Buchstabe einzeln lesen und zusammenschleifen.
Erst wenn sie die Normallaute alle gut beherrschen, sollten Stellungslaute / Buchstabenkombinationen wie (ie, ei, sch, ch, …) eingeführt werden.
(Lautiermethode und Schreiblesen = „Lesen durch Schreiben“)
Beim Lesen durch Schreiben lernt man Lesen nicht durch Leseübungen sondern durchs selber Schreiben. Hierzu müssen Schüler Wörter in deren Lautabfolge zerlegen können. Wer dieses Lautieren und die dazugehörigen Buchstaben zu schreiben schafft, lernt Lesen ganz von alleine. Bis zur Einführung der Rechtschreibregeln schreiben die Kinder alles noch phonetisch/lautgetreu, d.h. so wie man es spricht.

Buchstabenkarten-> Lautkarten oder Lauttabelle
Für eine bessere Buchstabe-Laut-Beziehung gibt es jetzt eine reine Lauttabelle. Das bereits in der Sprachheilpädagogik bewährte Konzept der einzelnen Laute für die Buchstaben, gibt es jetzt für das ganze Alphabet zzgl. Sonderlaute eine komplette Lauttabelle.
-> Während der Einführungsphase nur hier erhältlich.

2. Analytische Leselernmethode
Besser bekannt als Ganzwortmethode. Das Lesen beginnt mit dem Erkennen von Wörtern, oft ohne dass die Buchstaben bekannt sind. Dies mag bei den häufigen und kurzen Funktionswörtern (der, ein, und, …) Sinn machen. Die 10 häufigsten Funktionswörter machen 25% einer Sprache aus. Weitet man es auf die 100 meist verwendeten Wörter aus, dann sind dies bereits die Hälfte eines Normaltextes. Das Wortbild dieser Wörter lässt sich aufgrund ihrer Kürze und Häufigkeit leicht merken und dadurch Buchstabenfolgen, z.B.
„ie“ in „die, sie, wie“ oder
„ei“ in „ein, eine, eines, einer, einen, einem“, gut einüben.

Bis der gesamte Grundwortschatz von 2000 Wörtern (der 85% der gesprochenen Sprache ausmachen) beherrscht werden, braucht man dafür Zeit. Jedoch machen die häufigsten 1000 Wörter laut Sprachfrequenzforschung nur 10% weniger aus, wobei der Aufbauwortschatz von weiteren 2500 Wörtern aber auch nur 10% mehr bringen. Ein erfahrener Leser wendet meist diese Methode an. Den gesamten Wortschatz kann man kaum als Ganzwortmethode in den ersten Lesejahren lernen, da selbst wir erfahrenen Leser gelegentlich buchstabieren müssen.

3. Analytisch-synthetische Methode
Die Analytisch-synthetische Methode beginnt ebenfalls mit ganzen Wörtern. Diese werden aber auch in ihre einzelnen Elemente zerlegt. Hier werden Synthese und Analyse gleichzeitig eingeführt.

4. Die erweiterte Stufenmethode
Motivation mit kleinen Schritten und ständigen Erfolgen, damit das neue Lernziel immer in Sichtweite ist. Anstelle von Frustration durch mangelnde Erfolge, da das Lernziel ungreifbar erscheint (alles auf einmal).

Auch in der Musik beginnt man mit den einzelnen Grundtönen, bevor # und b-Vorzeichen eingeführt werden. Kein Musiklehrer käme auf die Idee, gleich zu Beginn, kaum dass die Grundtöne eingeführt sind einen Sonderdruck der Partitur der Zauberflöte (nur 5 Takte pro Seite), seinem Musikschüler anzubieten. Kinder die gerade das Lesen Lernen sollen aber sofort die Komplexität der deutschen Schriftsprache beherrschen?

Lesegeschwindigkeit (Rücksprünge vermeiden)
Um ein Musikstück zu erkennen muss es flüssig vorgetragen werden. Will man einen Lesetext verstehen, muss auch dieser flüssig gelesen werden.

Informationen, die man in sehr kurzen Zeitintervallen empfängt, werden vom Gehirn zusammengefasst; alle paar Sekunden öffnet es ein neues „Zeitfenster“ für die Informationsverarbeitung: z.B. die Bilder in einem Film scheinen sich zu bewegen. Die Einzelbilder werden zu einem großen Ganzen zusammengefügt.

Ähnlich funktioniert es beim Lesen, daher ist eine bestimmte Lesegeschwindigkeit notwendig, um die aufgenommenen Buchstaben/Wörter und deren Inhalt zu verstehen. Rücksprünge verlangsamen jedoch den Leselernprozess. Sie werden durch fehlende Buchstaben- und Wortkenntnis (was zu fehlendem Textverständnis führt) hervorgerufen. Hier ein Klassiker als Beispiel, wie Schüler am Anfang lesen: D D-r Dr-e Dre-i -> Dr-Ei Drei k k-l kle-i -> kl-Ei klei klei-n klein-e S-c Sc-H -> Sch Sch-w Schw-e Schwe-i -> Sch-w-ei Schwei Schwei-n Schwein-c Schweinc-H -> Schwein-ch Schweinch Schweinch-e Schweinchen. Wie fing der Satz an? Im Original heißt diese Geschichte für Leseanfänger: Three little pigs. Hier gibt es keine Buchstabenkombinationen, die zu Rücksprüngen führen, wobei in „Schweinchen“ gleich 3 davon vorkommen. Warum wird das Wort nicht mit Ferkel übersetzt???

Zusammenfassung der Leselernmethoden
Es gibt sehr unterschiedliche Methoden Schülern Lesen beizubringen. Daran sieht man, dass sich die Fachwelt nicht einig ist, welche nun die richtige Methode sei.
1. Aufbauende Methode:
Den Kindern werden erst die Einzelteile in Form von Lauten, Buchstaben, Silben usw. beigebracht und daraus werden dann Silben und Wörter aufgebaut.
2. Methoden mit Selbsterkennung (Ganzwortmethode):
Lernen durch Versuch und Irrtum: Den Kindern werden ganze Wörter vorgelegt und sie müssen selbst dahinter kommen, wie das mit den einzelnen Lauten funktioniert. Die Schüler müssen zum Teil raten, welches neue Wort / welcher neue Buchstabe das sein könnte.
3. Variable, Kindgerechte Leselernmethode:
Bei den meisten Leselernmethoden werden den Schüler Laute, Lautsynthese und Buchstabensymbole zeitgleich vorgelegt.
4. Das erweiterte Stufenmodell
Motivation mit kleinen Schritten und ständigen Erfolgen, erst die Vokale und selbstklingenden Konsonanten, dann die Plosivlaute. Dadurch ist das neue Lernziel immer in Sichtweite.

Einfache Schriftsprache für Leseanfänger
Der deutsche Wortschatz ist groß genug um den Kindern am Anfang Geschichten nur mit lautgetreuen Wörtern, die buchstabengetreu ausgesprochen werden anzubieten. Aus diesem Grund wurde die folgende Lesereihe entwickelt:

SELBER LESEN:
Die Reihe für Leseanfänger
Geschichten und Texte von Birgit Sommer

Bücher im DinA5 Heftformat
-> Tipp für Büchereien

-> Leseprobe und Buchdaten (Titel und ISBN)

Voraussetzung für ein gelungenes Buch zum Lesen lernen:

1. Graphische Gestaltung
– Fibelschrift
– Flattersatz anstelle von Blocksatz
– Zeilenabstand
– Kurze Wörter / Sätze / Absätze
– Sinnabschnitte entsprechen Zeilen/Absätzen/Seiten
2. Sprachliche Gestaltung
– gebräuchliche Wörter / anfänglich auch lautgetreu Wörter
– überwiegend kurze Wörter (Wortlänge von 5 Buchstaben +/-2)
– überwiegend kurze Sätze (Satzlänge von 7 Wörtern +/-2)
– einfacher Satzaufbau, keine Nebensätze, keine indirekte Rede
3. Inhaltliche Gestaltung
– logischer Textaufbau
– motivierendes Thema
– Illustrationen (die das Interesse wecken) und zur Veranschaulichung, aber nicht zu viel über den Inhalt verraten (Lesebuch ist kein Bilderbuch!)
4. Umgang mit dem Inhalt
– Überschriften beachten
– Sich das Gelesene bildlich vorstellen
– Wichtiges unterstreichen und zusammenfassen
– Textverständnis überprüfen

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© Birgit Sommer, Autorin für Leseanfänger