4. Klasse, was dann als Legastheniker?

Kein Stress vor dem Übertritt?

Lehrer raten immer: „Macht keinen Stress in der 4. Klasse. Den Kindern stehen noch alle Wege offen.“
Gute Eltern versuchen die Kinder daher vom Stress fernzuhalten, aber die Schule sollte da dann auch mitmachen. Bereits im November bekamen wir einen 2-seitigen Fragebogen zur Selbsteinschätzung unserer Kinder über:
– ihre Kenntnisse und Fähigkeiten in Mathematik
– ihre Kenntnisse und Fähigkeiten in Deutsch
– ihr Arbeits- / Lernverhalten
– ihre Interessen und Freizeitbeschäftigung

In der Einleitung steht: dies ist nur ein Leitfaden und noch keine Aussage darüber, ob das Kind in der weiterführenden Schule bestehen wird. Das Schuljahr ist gerade 2 Monate alt. Warum werden die Kinder von Seiten der Schule/Staatsregierung immer wieder an ihren bevorstehenden Übertritt erinnert? Reichen nicht die vielen Infobroschüren über die verschiedenen Schularten, welche wir bereits erhalten haben, müssen wir unsere Kinder wirklich auch noch einschätzen ob sie den Übertritt schaffen oder nicht?

4. Klasse Grundschule, was dann?

Egal ob ein Kind Legasthenie hat oder nicht, grundsätzlich gilt, wie sind die Noten in der Grundschule und wie ist die Arbeitseinstellung? Legastheniker sind nicht dümmer als andere Menschen, sehr häufig haben gerade intelligente Kinder mit den Regeln der deutschen Rechtschreibung Probleme. In der Schule können diese Kinder ein Attest erhalten, damit ihnen der Druck in der Schule genommen wird, trotzdem sollte dieses Attest kein Freifahrtschein für nie richtig schreiben lernen sein, da in der Arbeitswelt darauf wenig Rücksicht genommen wird.

Grundsätzlich gilt, dass egal welchen Weg ein Kind einschlägt, man sollte es nicht überfordern. Ein Kriterium für die Schulwahl ist immer, wohin gehen die Freunde, dies sollte aber nicht den Ausschlag geben. Hatte ein Kind bereits in der Grundschule ein Attest, so kann es dieses auch in der weiterführenden Schule erhalten.

Was sollte man bei der Schulwahl beachten?
1. Immer mehrere Schulen gemeinsam mit dem Kind anzuschauen
2. Welche Zweige werden an der Schule angeboten?
3. Welche Förderung und Differenzierung gibt es für Kinder mit Teilleistungsschwächen bzw. -stärken?

Hier ein kurzer Überblick über weiterführende Schulen:

Hauptschule/Mittelschule oder Realschule

In vielen Bundesländern wird die Hauptschule aufgewertet, indem sie einen integrierten M-Zweig hat. So können Kinder auch über die Hauptschule zu einem Mittleren Bildungsabschuss gelangen.

Realschule oder Gymnasium

Hat ein Kind mit Sprachen Probleme, so sollte man ihm lieber eine 2. Fremdsprache ersparen. Gerade die Realschulen bieten eine Vielzahl an Fachrichtungen: Wirtschaft, Sport, Musik, Technik, Kunst, Sprachen, Hauswirtschaft, usw. Es lohnt sich wirklich bei den örtlichen Realschulen nachzufragen.

Im Anschluss an die Mittlere Reife ist der Weg über die zweijährige Fachoberschule (FOS) zu einer Fachhochschulreife offen. Innerhalb von 3 Jahren kann man auch die fachgebundene Hochschulreife erlangen.

Gymnasium welcher Zweig

Deutsch, Englisch und Mathematik muss im Normalfall in allen Zweigen belegt werden. Was ist aber der Unterschied?

Humanistischer / Altsprachlicher Zweig

Dies ist der klassische Zweig mit Latein und Altgriechisch, trotzdem muss man hier noch Englisch dazunehmen.

Neusprachlich

Latein, Englisch und 3. Fremdsprache (Französisch, Spanisch, Italienisch od. Russisch)
In den meisten Bundesländern hatten die Kinder bereits Englisch an der Grundschule. Trotzdem gibt es oft die Frage startet man mit Latein oder Englisch oder mit beiden Fremdsprachen gleichzeitig ab der 5. Klasse. Meist ist es besser mit der schwereren Fremdsprache zu starten, da die zweite Fremdsprache schneller vorangeht.

Mathematischer, naturwissenschaftlicher Zweig

Englisch und Französisch zzgl. mehr Stunden Chemie und Biologie. Wobei hier viel mehr praktische Versuche durchgeführt werden können als in einem anderen Zweig.

Mischformen

An einigen großen Gymnasien wird Kindern die Möglichkeit geboten, mit Latein anstelle von Französisch den mathematisch/naturwissenschaftlichen Zweig zu belegen.
Oder es wird der „neue-neusprachliche Zweig“, bzw. Zweig der modernen Sprachen angeboten. Hier kann man sich für 3 Fremdsprachen entscheiden ohne Latein zu belegen.

Musischer Zweig

Latein, Englisch und anstelle der 3. Fremdsprache gibt es als Hauptfach Musik. Als Pflichtwahlfach muss ab der 5. Klasse ein Instrument gespielt werden.

Bei der Wahl des Zweiges sollte man berücksichtigen, dass es auch Legastheniker gibt, bei denen sich ihre Legasthenie nur in Deutsch bemerkbar macht und diese in Englisch ordentliche Leistungen erzielen.

Sehr häufig gibt es die Diskussion „Latein oder Französisch“.
Hier möchte ich darauf hinweisen, dass man für alle Sprachen fleißig lernen muss. Latein hat den Vorteil, dass es hier keine Diktate gibt und man meist nicht in die Fremdsprache übersetzen muss.
Französisch hätte den Vorteil, dass dies einen lebendige Sprache ist und man zum sich Verbessern einen Sprachaufenthalt machen kann.

Diese Aufstellung ist nur eine grobe Orientierung und ich habe sie nicht mit dem Lehrplan aller Bundesländer verglichen.

Kurz zur Geschichte von Schulen

In Griechenland und im Römischen Reich gab es schon immer Schulen für die Oberschicht. In Deutschland hat dies erst Karl der Große eingeführt. Zu diesem Zeitpunkt konnten fast ausschließlich Priester schreiben und lesen, daher erhielt die Kirche das Bildungsmonopol. Die Kirchensprache war Latein. So ist auch zu erklären, dass bis ins Mittelalter die Sprache der gebildeten Menschen Latein war.

Für die Händler wurde es im Mittelalter immer wichtiger nicht nur Korrespondenz mit Geschäftspartnern zu führen, sondern Buchführung zu betreiben. Für schriftliche Korrespondenz bezahlte man bis dahin Pfarrer oder einen Stadtschreiber. Aus diesem Grund schickten sie ihre Söhne zum Schreib- und Leseunterricht. Deutsche Grammatik wurde nicht unterrichtet.

Die allgemeine Schulpflicht richtete erst Friedrich der Große ein. Seine Soldaten waren oft schon körperlich verbraucht, da sie bereits als Kinder schwere Arbeit verrichten mussten. Allgemein ist bekannt, dass Adelige ihre Söhne im Alter von ca. 6 Jahren zu einer Ausbildung als Page schickten. Alle anderen Kinder mussten in diesem Alter zu arbeiten anfangen. Unsere Kinder kommen da gerade zur Schule.

Legastheniker . . . Problem der Phonetik . . . Wahrnehmung . . .